Warum Holz bei uns teuer bleibt
Der Export in die USA gilt als einer der wichtigsten Gründe, warum in Mitteleuropa Holz seit Monaten sehr knapp und sehr teuer ist. Inzwischen sind die Preise in Amerika aber förmlich eingebrochen und liegen heute sogar unter den europäischen: Dadurch lohnt sich der Export nicht mehr, das Holz bleibt in Europa, bei uns steigt die Verfügbarkeit und die horrenden Preise sinken. Denkt man. Es gibt aber mehrere Gründe, die gegen diese logische Folge sprechen.
Export läuft weiter
Als erstes müssen die europäischen Exporteure ihre Lieferverträge mit den Abnehmern in Übersee noch erfüllen. Einen sofortigen Exportstopp wird es deshalb nicht geben. Zudem ist es ziemlich ungewiss, ob das nicht mehr in die USA verschiffte Holz tatsächlich in Europa bleibt. Die Nachfrage ist auch in Asien sehr hoch, insbesondere auf dem chinesischen Markt.
Sobald aber in Mitteleuropa tatsächlich mehr Holz verfügbar ist, wird der Nachholbedarf gross sein. Auf allen Verarbeitungsstufen gibt es leere Lager, die gefüllt werden müssen. Die Nachfrage wird dadurch hoch bleiben, die Preise entsprechend auch. Ausserdem haben verschiedene Player in den Lieferketten schon während den letzten Wochen ihre Lager gefüllt und dafür sehr viel Geld bezahlt. Sie haben jetzt natürlich alles Interesse daran, die Verkaufspreise hoch zu halten.
Wird genug Holz geerntet?
Unklar ist zudem, wie sich die inzwischen ebenfalls gestiegenen Rundholzpreise auf die Holzernte auswirken werden. Ein Szenario geht davon aus, dass die hohen Preise einen grossen Einschlag bewirken, insbesondere in Privatwäldern. Andere Fachleute weisen darauf hin, dass die Planumsätze der Forstbetriebe bei höheren Rundholzpreisen schneller erreicht seien, was auf eine geringere Erntemenge und erneute Verknappung hindeute.
Die Branche muss also bis auf Weiteres für alle Produkte aus Holz mit sehr hohen Preisen rechnen. Es zeichnet sich aber ab, dass sich die Lieferzeiten im 4. Quartal 2021 wieder einpendeln werden. (hw)