Ruhe vor dem Sturm?
Die Preise sind nach wie vor hoch, Beschaffung von Holz und Holzwerkstoffen hat sich aber in den letzten Monaten «normalisiert». Mindestens im Vergleich mit 2021. Ein Grund dafür sind unter anderen die in allen Verarbeitungsstufen der Holzkette besser gefüllten Lager. Sie verbessern die Verfügbarkeit. Jetzt zeichnen sich aber verschiedene Entwicklungen ab, die den Holzmarkt erneut durcheinander wirbeln könnten. Vielleicht sogar mit positiven Seiten für die Schweizer Verarbeiter.
Stichtag 10. Juli
Der Ukrainekrieg hat bisher nicht grosse Engpässe verursacht. Das könnte sich ab dem 10. Juli ändern. Dann wird der Import aus dem Osten definitiv auf null gesetzt. Die EU hat 2021 8,5 Mio. m3 Nadelschnittholz aus den drei Konfliktländern importiert. Grosse Teile davon werden entfallen. Dazu kommt, dass Länder wie Australien oder Japan ebenfalls russisches Holz boykottieren. Westeuropäisches Holz könnte knapp werden, die Preise steigen.
Wird weniger gebaut?
Zu einer Entspannung am Holzmarkt könnte es aber kommen, wenn die Bautätigkeit in Westeuropa zurückgeht. Verschiedene Gründe sprechen dafür: Steigende Zinsen mit schärferen Kreditvergaben, Arbeitskräftemangel, explodierende Energiepreise, Krieg in Europa oder unterbrochene Logistikketten. Die Baulust dämpfen auch fehlende Materialien wie zum Beispiel Dämmstoffe oder Armierungseisen.
Abstürzende Holzpreise
Sinkende Preise zeichnen sich auch aus globaler Sicht ab. Der Holzpreis am Weltmarkt hat sich in den letzten drei Monaten halbiert. Zwar wirken sich abstürzende Terminmarkpreise nicht unmittelbar auf die Holzpreise in der Schweiz aus, weil der Export in die USA dadurch an Attraktivität einbüsst, sind jedoch spürbare Folgen am europäischen Markt zu erwarten. Trotz des Preisrückgangs ist Holz auch in den USA immer noch deutlich teurer als im langfristigen Vergleich. (hw)