Ferien kaufen
Bei der Schreinerei Kaufmann AG kann man sich mehr Ferien gönnen, verdient aber weniger.
Weil der Ferien Einkauf im Gesamtarbeitsvertrag fehlt, ist er im Betriebsreglement geregelt.
Das Vorstellungsgespräch verläuft gut, man ist sich einig. Bis der Bewerber sagt, er wolle sechs Wochen bezahlte Ferien. Jetzt kommt der Arbeitgeber ins Dilemma. Er möchte diesen Mann unbedingt anstellen und wäre sogar bereit, ihm die sechs Wochen Ferien zu gewähren. Aber da sind seine langjährigen Mitarbeitenden, deren Ferienguthaben dem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) entspricht, also 23 Tage, ab dem 50. Altersjahr 28 Tage.
Mehr Ferien = weniger Lohn
Mit dem Ferien Einkauf kann man dieses Dilemma elegant lösen. Bei dem System können alle Mitarbeitenden Anfang Jahr wählen, ob sie mehr Ferien beziehen möchten, als ihnen gemäss GAV zusteht. Wer sich dafür entscheidet, erhält entsprechend weniger Lohn. Bei einer zusätzlichen ganzen Ferienwoche beträgt die Reduktion pro Monat 1.92%, bei zwei Wochen sind es 3.83%.
Im GAV nicht vorgesehen
Die Schreinerei Kaufmann AG aus Gommiswald SG hat für sich den Ferien Einkauf entwickelt, rechtlich klären lassen und führt ihn nun ein. «Weil er im Gesamtarbeitsvertrag nicht enthalten ist, haben wir den Ferien Einkauf in unserem Betriebsreglement geregelt», erklärt Geschäftsführer Marco Kaufmann. Für jeden einzelnen zusätzlichen Ferientag sei in einer Tabelle ersichtlich, wie hoch die monatliche Lohnreduktion ausfalle.
Lohn und Ferien nicht vermischt
«Dank dem Ferien Einkauf ist für alle die Gleichstellung bei den Löhnen gewährleistet». Darin sieht Marco Kaufmann den Hauptvorteil. Das sei zum Beispiel wichtig, wenn jemand nur in einem Jahr zusätzliche Ferien beziehe, im nächsten aber nicht mehr. Für solche Fälle sei es wertvoll, wenn man Lohn und Ferienguthaben nicht vermische. Er sieht nicht nur im eigenen Betrieb, sondern in der ganzen Branche viel Potenzial für den Ferien Einkauf.
Schafft klare Verhältnisse
Wenn dieses System offen kommuniziert wird und im Betriebsreglement klar definiert ist, sorgt das für klare Verhältnisse. Zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmenden, aber auch unter den Mitarbeitenden, weil alle gleich behandelt werden. Ausserdem ist eine solche Regelung ein gutes Argument, um die Attraktivität eines Unternehmens als Arbeitgeber hervorzuheben.