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Fach-Info

Gekaufte Zertifikate

In den letzten Tagen wurden in verschiedenen Medien sehr kritische Berichte über die FSC- und PEFC-Zertifizierung publiziert. Den Hintergrund bildet eine grossangelegte internationale Recherche, die sich auf das Geschäft mit illegalem Holz konzentriert: Journalisten trugen weltweit Fälle von über 340 Holzfirmen zusammen, die trotz ihrer Zertifizierungen zum Teil massiv gegen Umweltgesetze oder Nachhaltigkeitsverpflichtungen verstiessen.

Gefahr Korruption

Mit der Zertifizierung im Holzbereich hat sich auch die Europäische Kommission schon intensiv befasst. Eine von ihr in Auftrag gegebene Studie hielt 2021 fest, dass private Zertifizierungssysteme wie FSC und PEFC zwar sinnvoll sein könnten. Es gebe bei ihnen aber auch Lücken, etwa die eingeschränkten Möglichkeiten, Korruptionsfälle zu erkennen. Gemäss den Recherchen liegt genau da das Problem.

Unabhängigkeit eingeschränkt

Die Systeme weisen Interessenskonflikte auf: Die zertifizierten Firmen zahlen der Label-Organisation (FSC oder PEFC) sowie den Zertifizierungsstellen jährliche Gebühren. Sie bilden die Haupteinnahmen der Organisation und der Zertifizierer. Dementsprechend gross ist ihr finanzielles Interesse an möglichst vielen zahlende Mitgliedern. Problemfälle zeigen, dass die finanziellen Interessen oft grösser sind als der Wille, seriöse Kontrollen durchzuführen.

Schweizer Waldgesetz vs. Zertifikate

Für Schweizer Schreinereien und Holzbaubetriebe ist das angekratzte Image der Organisationen FSC und PEFC nicht attraktiv. Viele wollen auch deren Kosten nicht mitfinanzieren. Das strenge Schweizer Waldgesetz sei Garantie genug für die Nachhaltigkeit des einheimischen Holzes, argumentieren zahlreiche Branchenangehörige. Da brauche es keinen Zusatzaufwand, um die sowieso umstrittenen Zertifizierungen zu erlangen.

Es reicht nicht

Diese Argumentation ist nicht falsch. Nur muss man sich auch bewusst sein, dass es der Wald und die Holzindustrie in der Schweiz nicht schaffen, mehr als 50% der Nachfrage an Holzprodukten zu decken. Beim Holzbau wird sogar 70% importiert. Mit dem sinnvollen Label «Schweizer Holz» gekennzeichnete Produkte werden zwar garantiert mit mindestens 80% Schweizer Rohmaterial hergestellt. Das reicht aber bei Weitem nicht für alle. (hw)