Zoff unter Schreinern
«Leider scheint es, dass eine KMU-Schreinerei im klassischen Sinne keine Daseinsberechtigung mehr hat. Das Schreinereihandwerk wird aussterben.» Dieses Zitat in der Aargauer Zeitung hat viel Staub aufgewirbelt. Es stammt von Martin Bruggisser, der per Ende Mai seine «Kreative Holzwerkstatt» in Wettingen schliessen muss. In heutigen Neubauten brauche es fast keine Schreinerarbeiten mehr, führte er weiter aus. Küchen etwa würden von Küchenfirmen, Türen von Türenfirmen geliefert.
«Ein gescheiterter Unternehmer»
Darüber hat sich Thomas Zulauf, Präsident der VSSM-Sektion Aargau, geärgert. Er schreibt: «Die unreflektierte Aussage, dass das Schreinerhandwerk ausstirbt, ist eine klare Fake News.» Er schiesst weiter gegen den Berufskollegen: «Dass Herr Bruggisser seine Schreinerei schliessen muss, ist schade, hängt aber eher mit seiner Geschäftsstrategie zusammen als mit dem Schreinerhandwerk.» Bruggisser sei ein gescheiterter Unternehmer.
Volle Auftragsbücher
«Die Auftragsbücher sind voll, nicht nur bei uns, sondern bei vielen Schreinereien im Aargau und auch in der ganzen Schweiz.» Und dass keine massgefertigten Schreinerküchen mehr verlangt würden, wie Bruggisser erklärt habe, entspreche einfach nicht der Wahrheit. «In unserer Schreinerei bauen wir viele Küchen für das Zielpublikum im Alter von 50 Jahren und älter. Bei Umbauten besteht für Schreinerunternehmen grosses Potenzial», ist Zulauf sicher.
Konstante Anzahl Beschäftigte
Die Angestelltenzahl bei Schreinereien im Aargau wie auch gesamtschweizerisch sei konstant, ebenso die Lehrlingszahl. «Aber klar ist: Man muss sich verabschieden vom romantischen Bild des Schreinerei-Handwerks, von der Idee, dass eine kleine Dorfschreinerei von A bis Z alles selbst herstellt», so Thomas Zulauf.
Er bleibt dabei
Martin Bruggisser zeigte kein Bedürfnis, sich zu Zulaufs Kritik zu äussern. An seiner Meinung habe sich nichts geändert. Das klassische Schreinereihandwerk werde aussterben. Nicht heute, aber in zwanzig oder dreissig Jahren. Den Beruf des Schreiners werde es zwar nach wie vor geben. Aber Massanfertigungen im Möbelbau seien bei der kommenden Generation nicht mehr gefragt. (hw)